H O C H H A U S - C L U S T E R

WINTERTHUR


EIN HOCHHAUS-CLUSTER FÜR WINTERTHUR

VERTIKALE VERDICHTUNG AN DER ZÜRCHERSTRASSE

 

Ausgangslage

Die Stadt Winterthur befindet sich in einer grossen Wachstumsphase und zählt prozentual zu den am stärksten wachsenden Städten der Schweiz. Zu den aktuell 122'570 Einwohner:innen (Stichtag 30.04.2025) wird bis 2050 ein Wachstum auf über 155‘000 prognostiziert. Dieser enorme Schub verlangt ein steigendes Angebot an Wohn- und Arbeitsräumen innerhalb des Stadtgebiets. Bei einem Wachstum von 33‘000 Einwohner:innen, multipliziert mit der durchschnittlichen Wohnfl­äche pro Person in Winterthur von 43 m2, ergibt sich ein immenser Bedarf von 1'419'000 m2 zusätzlicher Wohn­fläche bis 2050. Ziel ist eine Realisierung dieser Flächen innerhalb des städtischen Raums. Da dieser Raum deutlich begrenzt ist, wird eine vertikale Verdichtung zwangsläufig notwendig.

 

 

Gewählter Projektstandort

Das direkt an der verkehrsreichsten Strasse Winterthurs gelegene Areal am Brühlgutpark umfasst eine Fläche von total 14'002 m2 (ohne Strassenfläche) und wird durch die Brühlbergstrasse in zwei Teile getrennt. Der grössere Teil beherbergt heute wenig ansprechende Nutzungen mit peripherem Charakter, wie ein Ibis-Hotel, eine Filiale von McDonald‘s mit Drive-In, eine Tankstelle sowie eine mehrheitlich asphaltierte Fläche ohne Aufenthaltsqualitäten. Einzige augenfällige Qualität stellt das 1901 erbaute, ehemalige Wohlfahrtshaus der Schweizerischen   Lokomotivfabrik (SLM) mit Sichtbacksteinfassade dar, welches heute als städtisches Schulhaus Brühlberg genutzt wird. Auf dem zweiten, seitlich dem Brühlgutpark zugewandten Teil, stehen zwei Bürogebäude von 1989. Das Gesamtareal bietet ideales Verdichtungspotential direkt am Brühlgutpark, nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Die Eigentumsverhältnisse sind äusserst komplex. Das Areal ist in 9 Grundstücke aufgeteilt, welche sich im Besitz von 8 unterschiedlichen Eigentümerschaften befinden.

 

 

Städtebauliches Konzept

 

Vertikalität als Identität

Die zehn Gebäude auf sieben Baufeldern bilden ein in sich zusammenhängendes Stadtquartier und ergeben dadurch ein Ensemble – oder sinngemäss ein Cluster. Das Hochhaus-Ensemble soll durch eine präzise Setzung eine stadträumliche Akzentuierung im Sinne der vertikalen Urbanität definieren und eine neue Identität für die Zürcherstrasse schaffen. Durch Einordnung in die Nachbarschaft der drei gegenüberliegenden Hochhäuser der Lokstadt entsteht ein grossräumig wahrnehmbares «Cluster im Cluster», welches die Stadtsilhouette von Winterthur massgeblich prägt und einen neuen Schwerpunkt der Zentrumsbildung legt.

 

Volumetrische Staffelung

Die städtebauliche Anordnung folgt dem Prinzip der Staffelung, welches in abstrakter Ausgestaltung sowohl horizontal, wie auch vertikal angewendet wird. Die Gebäude stehen je nach Perspektive in der «zweiten Reihe», was eine fein differenzierte Tiefenwirkung über das ganze Areal ergibt und dadurch eine Verwandtschaft mit dem diagonal gegenüberliegenden Areal der Lokstadt  sucht, wo ein ähnliches Prinzip bereits umgesetzt wurde.

 

Die verschiedenen hohen Gebäude ergeben ein dynamisches Spiel der Vertikalen. Seitlich verankern zwei mittelhohe Hochhäuser das Areal im Stadtgewebe und bieten dem arealmittig gesetzten, höchsten Turm eine städtebauliche Basis, um sich durch eine fein ausgestaltete und durch Absätze gestaffelte Volumetrie in die Höhe zu entwickeln. Der so beinahe skulptural geschliffene Baukörper mit seiner schlanken Proportion nimmt damit Bezug auf seine direkte Umgebung und schafft aus jeder Perspektive ein identitätsstiftendes Zeichen für die Stadt. Trotz seiner Höhe wird dem Aspekt der Stadtverträglichkeit hohe Relevanz zugesprochen. 

 

Die auf den ersten Blick strenge Orthogonalität der gesetzten Baukörper wird bewusst gebrochen. Durch Rücksprünge verzahnen sich die Stadträume unter-einander und sind bewusst nicht streng gefluchtet. Der öffentliche Räum erhält so Vorzonen, die direkt von den Nutzungen im Erdgeschoss besetzt werden können.

 

Dichte als atmosphärisches Erlebnis

Die neuen städtischen Räume an der Zürcherstrasse werden durch eine physisch und atmosphärische Nähe zueinander gebildet. Die Abstände zwischen den Gebäuden werden – trotz der ausgeprägten Vertikalität – bewusst auf ein Minimum reduziert. Die hohe Dichte wird nicht als Einschränkung, sondern als räumliche Qualität verstanden und entfaltet eine dramaturgische Wirkung, welche sowohl physisch als auch emotional erfahrbar wird. Da in Winterthur bisher kein solches Quartier existiert, trägt dieser Massstabssprung zur bewussten Erhöhung der Urbanität bei. Die neue Dichte nimmt historisch Bezug auf die ebenfalls dichten, ehemaligen Fabrikareale an der Zürcherstrasse.

 

Gassen und Plätze

Einem urbanen Verständnis und den historischen Vorläufern von dicht bebauten Fabrikarealen folgend, besteht auch der Freiraum des Areals aus einem System von Gassen und Plätzen mit unterschiedlichen Anforderungen und sich daraus resultierenden Qualitäten. Die Bodenbeläge sind durchgängig konsequent materialisiert und variieren in ihrer Detaillierung mit den spezifischen Anforderungen ihrer Nutzung. Grossflächige Chaussierungen halten die Oberflächen möglichst unversiegelt sowie wasserdurchlässig und schaffen eine angenehme Aufenthaltsqualität. Gehwege sind mit Natursteinplatten belegt und befahrbare Flächen sind aufgrund ihrer höheren Beanspruchung asphaltiert.

 

Art
Städtebaulicher Entwurf

 

Jahr

Studie 2025

 

Masterthesis
Architekturstudium FS2025

ZHAW Institut Urban Landscape (Master)

 

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