O S L O   O C E A N   T E R M I N A L

OSLO / NORWAY


Wiederherstellung der städtischen Porosität

Wird der historische Verlauf der Uferkante Oslos analysiert, lässt sich feststellen, dass über Jahrhunderte massive Eingriffe zur Landerweiterung stattgefunden haben. Die letzten grossen Veränderungen fanden 1901 und 1974 mit der Aufschüttung von Revierkaia/Langkaia zu einem 370 m langen Pier statt. Dadurch gingen Qualitäten des urbanen Lebens verloren: Die von geschäftigem Treiben geprägte Kleinteiligkeit musste einer grossflächigen Asphaltierung weichen, die heute als Verkehrs- und Lagerfläche für das Fährterminal dient. Mitten in der Stadt entzieht sich so eine riesige Fläche von über 50'000 m2 der öffentlichen Zugänglichkeit.

 

Um den menschlichen Massstab wiederherzustellen, schlägt der Entwurf eine Öffnung der Uferkante in Revierkaia vor und Rückführung städtischer Porosität vor, welche den Fjord wieder näher zur Akershus Festning und dem Kvadraturen-Quartier bringt. Das Gebiet als ältester existierender Teil der Stadt Oslo hat grosses Potential für eine Reaktivierung und Öffnung. Vielfältige Freizeitnutzungen könnten hier entlang einer erweiterten Hafenpromenade stattfinden.

 

 

Kombiniertes Terminal für internationale Fähren,

Kreuzfahrtschiffe und Insel-Fähren

Der Vippetangen-Pier erfährt heute lediglich während einer kurzen Phase des Tages eine Belebung, nämlich zwischen 10:00, wenn die DFDS-Fähre aus Kopenhagen eintrifft und 15:00, wenn diese wieder dahin aufbricht. Die ColorLine-Fähre fährt heute ab Filipstad nach Kiel (DE). Durch eine Koordination der Ankunfts- und Abfahrtszeiten beider Fährgesellschaften erfährt das Terminal eine über den Tag verteilte Nutzung, was zudem eine effiziente Nutzung der räumlichen Kapazitäten erlaubt.  

 

Neu soll der verlängerte Vippetangen-Pier 2 an seiner Westseite durch die beiden Fähren, an der Ostseite durch die Kreuzfahrtschiffe und im Süden durch die lokalen Insel-Fähren genutzt werden. Durch diese Konzentration, entsteht ein urbaner Hotspot für den Wasserverkehr, was zur ganztägigen Belebung des Piers beiträgt. 

 

 

Terminal als urbaner Motor und Hotspot

Die reiche Geschichte als zentral gelegener Hafen für Oslo soll seine Fortsetzung in einem Terminal finden, welches sich als prägnantes, öffentliches Gebäude versteht. Die Materialisierung und Gebäudetypologie transformiert den Gedanken eines Hafenschuppens in eine zeitgenössische Form. Ein durchgehendes Raster der Tragstruktur lässt verschiedene, gross- und kleinformatige Nutzungen zu. 

 

Um möglichst viel Fläche für öffentliche Stadträume in Revierkaia/Langkaia freizuspielen, wird ein Grossteil der für den Fährbetrieb benötigten Wartekolonnen für Autos in das Erdgeschoss und Mezzaningeschoss integriert. Eine Raumschicht im Erdgeschoss öffnet sich zudem mit kleinen Bistros und Verkaufsläden zur Ostseite des Vippetangen-Piers. Die Obergeschosse beherbergen neben dem Terminal für Fähren und Kreuzfahrtschiffe zudem ein öffentliches Restaurant, Büroflächen für die Schiffsgesellschaften mit geteilter Kantine und den neuen Standort des Fotografihuset. Im Turm befinden sich Warteräume für die Insel-Fähren, ein Hotel, sowie zuoberst eine Skybar. Das Oslo Ocean Terminal wird damit zum urbanen Motor. 

 

Die Räume haben konstanten Bezug nach aussen zum Fjord und zur Stadt. Die mehrheitlich transparente Fassade wird durch horizontale Fassadenbänder gegliedert. Ein charakteristisches Sheddach fasst die vielfältigen Nutzungen über die gesamte Gebäudelänge von 210 m zusammen und ermöglicht eine gleichmässige Nord-Belichtung der Räume.

 

Das Terminal ist auf eine mehrstufige Lesbarkeit ausgerichtet. Eine schmale und leicht auskragende Eingangsfassade formt Richtung Norden die Adresse zur Stadt. Gegen Süden signalisiert als weithin sichtbares, vertikales Element ein 66 m hoher Turm die Ankunft der internationalen Schiffe in Oslo. Dieser «Leuchtturm» generiert eine starke Identität für den Hafen als Teil der Stadt.   

 

Art
Neubau / Entwurf

Urban Landscape

 

Jahr

Studie 2024

 

Semesterprojekt Auslandsemester FS2024

Architekturstudium (Master)

 

AHO The Oslo School of Architecture and Design

 

Kollaboration mit

Marius Modahl Breitenstein

www.breitenstein.no